Liebe Leserin, lieber Leser,

Im Januar fanden sich im Thoma-Haus geladene Gäste ein zum Jahresempfang der Kreishandwerkerschaft Dachau. Ein aus­-gewählter Termin, um sich zu treffen und zu vernetzen, um das eigene (Hand)Werk zu würdigen und besondere Verdienste auszuzeichnen.

Freudig überrascht war ich, ebenfalls eingeladen worden zu sein. Ich empfand das als Würdigung der Kirchengemeinde und traf die Wahl, der Einladung zu folgen.

Der Weg war mein Ziel. Und das ging auf. Mir begegneten bekannte und neue Gesichter. Die einen nahm ich in diesem Rahmen neu wahr, die anderen – nun, eben ganz neu. Ich war etwas aufgeregt, suchte nach Anschluss, einem guten Platz. Ich guckte wahrscheinlich unbeholfen um mich her und fühlte mich gleichzeitig beäugt.

Was für eine Erlösung, als die ersten Gesichter mir zurück ins Gesicht blickten. Breites Lächeln brach das Eis. Ein Händedruck, eine leichte Verbeugung. Ohne Worte waren da sogleich Respekt und Freude über die Begegnung kommuniziert.

Wie beabsichtigt wurde es ein Abend der Würdigung. Nicht allein durch Urkunden, die überreicht wurden; nicht allein durch Worte, die gesprochen wurden. Ich konnte Würde erfahren in jeder einander zugewandten Wahrnehmung.

Wir haben die Wahl, für Würde zu stimmen. Viele, viele von uns haben dies getan in den letzten Tagen und Wochen. Auf unterschiedliche Weise: 

Manche haben gestreikt für eine angemessene Würdigung. Andere haben, unabhängig von den Umständen durch Streiks, den protestierenden Berufsgruppen eine zugewandte Wahrnehmung entgegengebracht.

Protestiert wurde vielerorts, auch in Dachau, gegen Lebenshaltungen und Menschenbilder, die es nicht schaffen, dieses Mindestmaß an Würde allen Mitmenschen zuzugestehen:   

Respekt. Würde.

Im Oktober wählen wir neue Vorstände für unsere Kirchengemeinden. Wir haben die Wahl, unsere Stimme zu nutzen, um Personen damit zu beauftragen, dass Würde und Respekt in unserer Umwelt gepflegt werden. Dass Freundlichkeit bewusst und vertrauensvoll gelebt wird allen gegenüber, (zunächst) Fremden wie (bereits) Bekannten.

Seit Jahrzehnten setzen sich Menschen dafür ein in unseren Kirchengemeinden. 60 Jahre sind es 2024 an der Gnadenkirche. Halleluja! Lesen Sie dazu und von noch mehr Überzeugung und Haltung und Einsatz für Würde in diesem Gemeindebrief. Und gerne lesen auch wir Ihre Stimmen zum Thema. Schreiben Sie uns einfach per Mail oder Post!

Ihr Pfarrer Gerhard Last