Vikarin Freund, Pfarrer Last, Pfarrerin Markert im Gespräch mit…

… Ehepaar Streller

Kirche ist für uns ein besonderer Ort für besondere Momente. Wie die Natur. Ein Ort der Ruhe, wo man selbst einkehren kann mitten im Alltag. Ein Ort der zum Denken anregt und an dem man selbst immer wieder hinterfragen kann, was es denn eigentlich ist, das einen hinführt zum Wort „Danke“.

Gäbe es die Kirche als Ort nicht mehr und keine feierlichen Gottesdienste wie Weihnachten oder Jubiläen, dann würde etwas fehlen, das dazu anregt darüber nachzudenken, wofür man dankbar ist. Für die Lebenszeit, die wir mit unseren Liebsten verbringen dürfen, für gesunde Momente, für Heilung.

Wenn wir dann mit der Familie in der Bank sitzen und ein Ehepaar gesegnet wird, das schon so-und-soviele Jahre gemeinsam gelebt hat, das ist ein Moment, in dem uns bewusst wird, da ist etwas, aber was? Etwas großes, etwas, das nicht in Worte gefasst werden kann.


…Florian Hartmann, Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Dachau

Ganz persönlich gesprochen, fällt es mir schwer, mir vorzustellen, dass es keine Kirche mehr gäbe. Ich verbinde zahlreiche mir wichtige Lebensereignisse mit Kirche. Ich habe schöne Erinnerungen an meine Zeit als Ministrant, ich hatte eine wunderbare kirchliche Trauung und auch die Taufe meines Sohnes wird mir immer als herrliches Erlebnis im Gedächtnis und im Herzen bleiben.

Als Oberbürgermeister war ich schon mehrmals Gast bei Jubiläen in Dachauer Kirchen und konnte dort spüren, wie wichtig den Gemeindemitgliedern das gemeinsame religiöse Leben und das Gefühl des Aufgehobenseins ist. Kirche spendet vielen Menschen Trost, sie gibt ihnen Gemeinschaft, verbindet sie miteinander und sie engagiert sich sozial. Gäbe es keine Kirche mehr, würde all das fehlen. Dies sollten wir uns bei aller Kritik (und manch berechtigter Kritik) an den kirchlichen Institutionen immer vor Augen halten.

Aus einem anderen, abstrakteren Blickwinkel heraus brauche ich mir über die Frage, was wäre, wenn es keine Kirche mehr gäbe, eigentlich keine Gedanken zu machen. Denn dies wird nicht eintreten. Überall auf der Welt glauben Menschen seit jeher an eine höhere, göttliche Instanz, schon immer vereinten sich Menschen zum gemeinsamen Glauben und zur religiösen Zeremonie. Auch in den totalitärsten Systemen der Menschheitsgeschichte ließ sich Kirche nie gänzlich bannen. Eine Welt ohne das, was ich als Kirche verstehe, hat es nie gegeben und wird es nie geben.


…Richard Reischl, Erster Bürgermeister Hebertshausen

Wenn es Kirche nicht mehr gäbe? Dann würden Orte fehlen, an denen man sich aufhalten kann, wenn der Alltag zu hektisch wird. Kirchen sind Orte, an denen man zur Ruhe kommen kann. Wie Wellness, nur dass man keinen Eintritt dafür zahlen muss.

Mir graut vor dem Gedanken, wenn Kirchen in unserer Region entweiht werden und man keinen Ort mehr hat, an den man entfliehen kann um mal in sich selbst einkehren zu können.

Was auch fehlen würde, wäre jemand der zuhört, denn die Menschen, die Kirche vertreten, sind auch die, die zuhören. Die auch Impulsgeber sind und mal zum Denken anregen in einer guten Predigt zum Beispiel.

Es würde eine Institution fehlen, die Glaube vermittelt, der die Widerstandskraft für die Herausforderungen in meinem Leben stärkt. 

Es würde etwas sehr wichtiges fehlen, denn die Kirchen sind ein Gleichgewichtsgeber für unsere Gesellschaft.


… einem Elternteil

Wozu Kirche? Was meinst du?

Für die Kinder! Ich mein, ich seh das bei meinen Kindern ganz deutlich: für die ist die Kirche – das interessiert sie total! Da gehen sie auch gerne rein. Weil die Kirche Antworten für sie hat, die sie woanders so nicht finden.

Was sind das für Antworten?

Dass da jemand ist, der auf sie aufpasst. Die Engelein auch. Ich merke das gerade bei unserem Älteren. Wenn der mal schlecht schläft, dann ist das in der Nacht ganz wichtig. Da sag ich: Ich bin ja da und die Mama ist da und passt auf dich auf und deine Schwester ist auch da. Und dann sagt er gleich: Und die Engelein auch, meine Engelein passen auch auf mich auf!

Die Engel, der Himmel, Gott – das gibt Sicherheit.

Ja, genau. Und ich kann diese Antworten so nicht geben. Weil – Ich weiß zu viel, also, ich hab noch so viele andere Gedanken. Ich kann mich nicht so an den Engeln festhalten. Das ist für mich irgendwie anders als für meine Kinder. Für meine Kinder ist das total wichtig!


… Beate Muster, Evangelisches Pflegezentrum Dachau, Friedrich-Meinzolt-Haus, Krankenschwester und Kunsttherapeutin

Meine therapeutische Arbeit im Friedrich-Meinzolt-Haus mit dem Schwerpunkt auf Kunst und Musik beinhaltet immer auch ein Stück praktische Seelsorge und basiert auf dem christlichen Menschenbild.

Ich persönlich erlebe Kirche und Diakonie als untrennbare und notwendige Einheit. Die „Kirche“ nehme ich als Lebens-, Schutz- und Begegnungsraum wahr, in dem eine Gemeinschaft ganz unterschiedlicher Menschen in der „Kommunität unter dem Kreuz“ möglich wird.

„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“, so drückt es Martin Buber aus und so empfinde ich es auch beim gemeinsamen Singen mit den Senioren, beim Feiern der jahreszeitlichen und christlichen Feste und der Gottesdienste sowie in der Begleitung von Schwerkranken und Sterbenden. Für mich sind alle diese Begegnungen zugleich auch Gottesbegegnungen.

Wenn es keine Kirche mehr gäbe…, dann bliebe mir wahrscheinlich mein persönlicher Glaube, aber es würde mir der Rahmen, die Orientierung und das Fundament – und auch mein christlich geprägter Arbeitsplatz fehlen!


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