Zeugnisse des Glaubens

Die „Stalingradkapelle“

Wer kennt sie nicht, die kleinen und großen Kapellen, mitten im Dorf, auf freiem Feld, in Flur und Wald oder auf manchem Hof. Viele von ihnen sind „Kleinode“. Eindrucksvoll ausgeschmückt beherbergen sie oft Kostbarkeiten der sakralen Kunst. Aber auch ganz schlicht sind sie Zeugnisse des Glaubens. Sie sind Stiftungen nach Heilung oder Rettung, Zeugnisse
der Dankbarkeit oder sie mahnen zum Frieden.

Der Ostermontagsspaziergang der Gnadenkirche führte vor ein paar Jahren in den Wald bei Oberroth, wo die sog. „Stalingradkapelle“ (Herz-Jesu-Kapelle) zu finden ist.

Sepp Haas, ein Kriegsheimkehrer aus Oberroth erbaute sie 1949. Nur beim Fundament ließ er sich helfen und verwendete zum Bau z.T. Schutt aus dem zerbombten München. Über seine Kriegserfahrungen hat er nie gesprochen, aber seine Kapelle ist eine Mahnung zum Frieden. „Zur Erinnerung an die grosse Sünde und das Morden zweier Weltkriege. Ich glaube und vertraue dem, der mich geliebt und sich für mich dahingegeben hat“ – ließ er 50 Jahre später auf eine Tafel schreiben, die er aus Paraguay schickte, wohin er 1960 auswanderte.

In der Kapelle findet sich eine Kopie der „Stalingrad Madonna“ von Kurt Reiber.

Der Lazarettarzt, evangelische Pfarrer und Künstler zeichnete mitten in der Schlacht um Stalingrad zu Weihnachten 1942 eine Mutter, die ihr Kind bergend in den weiten Mantel hüllt. „Licht Leben Liebe“ steht daneben geschrieben. So strahlt die Madonna – inmitten des Bombenhagels, des damaligen „Kessels von Stalingrad“ – eine große Ruhe und Geborgenheit aus. Das Originalbild hängt seit 1983 in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. Durch zahllose Kopien ist es ein Symbol für die Sehnsucht nach Frieden geworden.

Leider auch das: Immer wieder gibt es z.T. schweren Vandalismus an der Kapelle! Dennoch: jedes Jahr im Mai feiert der Pfarrverband Bergkirchen hier eine Friedensandacht.

Quellen: Homepage von Hans Schertl: Die Kirchen und Kapellen im Dachauer Land; Bild: Chrismon

Pfarrerin Ulrike Markert