Eine Insel zum Aufatmen

Krisen- und Lebensberatung unter dem Marienplatz

Angenommen, Sie befinden in einer akuten Krise. Sie fühlen sich wie aus der Bahn geworfen, haben nicht die gewohnte Kontrolle über Ihre Emotionen, Ihr Gedankenkarussell lässt sich nicht stoppen, Sie haben immer wieder Herzrasen und bestimmte Bilder gehen Ihnen einfach nicht mehr aus dem Kopf. Dann wäre es doch toll, wenn es eine Einrichtung gäbe, in zentraler und doch geschützter Lage, zu der Sie ohne Anmeldung gehen können und gleich dort ohne lange Wartezeit ein Gespräch führen könnten mit einer ausgebildeten Psychologin, Sozialpädagogin oder einem Theologen. Und das ohne sich identifizieren oder etwas bezahlen zu müssen!

Seit über 50 Jahren gibt es so eine Einrichtung in München, die Münchner Insel. Mit dem Bau der U- und S-Bahn anlässlich der Olympischen Spiele ergriffen die beiden großen Kirchen die Gelegenheit, im ersten Untergeschoss für Menschen in Lebens- und akuten Krisen eine Anlaufstelle zu schaffen, eine Art Notaufnahme für die Seele. Die Münchner Insel ist gut vernetzt und hilft auch mit Informationen zu besonderen Einrichtungen weiter, sei es zum Thema Therapie, Sucht, Ehe und Familie, Wohnen, Suizidalität, soziale Einrichtungen, Ehrenamt, Religion und Spiritualität, Alter, Sexualität oder was auch immer das Anliegen sein sollte.

Einmal wöchentlich bietet eine Juristin Orientierung zu rechtlichen Fragen.

Anders als bei der Telefonseelsorge sind in der Münchner Insel nur ausgebildete Fachleute tätig. Sie arbeiten in einem ökumenischen Team zusammen, Träger ist je zur Hälfte die Erzdiözese München und Freising und das Evangelisch-Lutherische Dekanat München. Die Landeshauptstadt München unterstützt mit der Übernahme der Mietkosten.

In den meisten Fällen genügt ein einmaliges Gespräch. Zieht sich die Krise hin, sind auch mehrere Gespräche möglich. Telefonische Beratungen finden nicht statt. Dafür ist es nach Absprache möglich, ein Beratungsgespräch per Video zu führen.

Pfarrer Norbert Ellinger,
Evangelischer Leiter