Aufatmen ganz anders

Lacrima als Hilfe bei Trauer

Wenn die Weihnachtszeit vorüber ist wird es wieder stiller, frei nach Karl Valentin. Aufatmen oder durchstarten in das neue Jahr. Für viele trifft das sicherlich zu. Für viele jedoch nicht. Gerade die Weihnachtszeit ist z. B. für Kinder in Trauer über den Verlust einer geliebten Person besonders schmerzhaft. Vielleicht kennen Sie das, wenn ein Familienfest ohne die geliebte Person das erste Mal gefeiert wird. Am liebsten möchte man hier ausweichen und den Tag vergessen. Aber genau darum geht es uns bei Lacrima, dem Johanniterzentrum für trauernde Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Wir wissen, dass Menschen die Trauer in verschiedene Phasen durchlaufen müssen, da Trauer eine natürliche Reaktion auf den Verlust einer geliebten Person ist. Jedoch müssen wir diese Trauergefühle zum Ausdruck bringen. Häufig verdrängen wir dies, da es ja weh tut. Dabei möchte die Trauer gesehen, gelebt, akzeptiert und erarbeitet werden.

Unsere Trauerakzeptanz und -kultur ist bei uns leider nicht besonders gut ausgeprägt. Wir haben verlernt, wie man richtig trauert und auch die Mitmenschen um uns herum mit einbezieht. Viele verstehen nicht unser Trauerverhalten und ziehen sich zurück oder sind verunsichert.

Wir von den Johannitern haben es uns deswegen zur Aufgabe gemacht, durch Gruppenangebote Kinder von 6-12 Jahren, Jugendliche von 13-17 Jahren und junge Erwachsene von 18-27 Jahren durch diese Zeit zu begleiten.

Wir unterscheiden zwischen einer trauerbehindernden und einer trauerfördernden Reaktion. Wenn ich z. B. der Trauer ausweiche oder sie unterdrücke (was natürlicherweise nicht funktioniert!), verlagere ich das ganze auf eine unbestimmte Zeit. Danach wird die Trauer als Wutausdruck oder in anderer Erscheinung wiederkommen. Jedoch erkennen wir dies dann nicht mehr als Trauerreaktion.

Auch in Dachau gibt es eine Gruppe. Dort treffen sich Kinder mit ihren Eltern 14-tägig für zwei Stunden. Beide werden bei Lacrima begleitet. Denn bei der Trauerverarbeitung sind die Erwachsenen für Kinder Vorbilder. Beschäftigen sich die Großen mit ihrer Trauer, entlasten sie so die Kleinen, die sich mit ihrer ganz eigenen kindlichen Vorstellung von Trauer auseinandersetzen können. Dabei werden beide von geschulten Ehrenamtlichen über ca. 3-4 Jahre begleitet. Es geht darum, den Verlust in ihr Leben gut integriert zu haben.

Infos unter: www.johanniter-lacrima.de

Tobias Rilling, Diakon
und Leitung von Lacrima