Letzte Woche habe ich im Wald ein Mandala entdeckt – gemacht aus dem, was in der Nähe war, Tannenzapfen, Rinde, Steine, Moos.
Ich habe mich gefreut: Da war jemand kreativ und das nicht nur für sich allein, sondern für alle, die vorbeikommen!
Beim Anschauen sind meine Gedanken gewandert: Das Mandala erinnert mich an die Erde. Auch sie, auch die Natur ist vom Corona-Virus betroffen. Ich vermute mal, kein autofreier Sonntag hat es geschafft, dass so viele Menschen in Deutschland ihr Auto stehen lassen. Noch nie habe ich so wenig Flugzeuge gehört. Ich lese davon, dass die Luftverschmutzung in Chinas Großstädten abnahm. In den Kanälen Venedigs schwimmen wieder Fische. Das Wasser ist klar. Pflanzen und Tiere scheinen nicht unter dem Virus zu leiden. Die Erde atmet auf.
Ich bin mir bewusst, dass diese Atempause für die Natur ein riesiges Problem für die gesamte Weltwirtschaft darstellt. Dass der Klimaschutz nicht den wirtschaftlichen Interessen geopfert wird, wird unsere Herausforderung nach der Corona-Krise sein. Aber vielleicht entsteht gerade jetzt manch gute Idee.
Ich schaue mir das Zentrum des Mandalas genauer an. Die Tannenzapfen bilden Zacken. Ich finde, es sieht wie eine Sonne aus. Meine Gedanken wandern wieder… Zurzeit genieße ich die Sonne. Ihre Wärme und ihr Licht tun mir gut. Ich freue mich zu sehen, wie die Sonne neues Leben aus der kahlen Erde lockt.
In ein paar Tagen feiern wir Ostern. Wie der Sonnenaufgang um die Erde wandert, so wird rund um den Globus das Osterlicht entzündet werden – in Dachau, in Röhrmoos und in Orten auf der ganzen Welt, auch in New York und in Bergamo. Wir werden die Auferstehung Jesu feiern und gleichzeitig wissen, dass wir immer noch sterben müssen. Es ist gruselig, wie das Corona-Virus das Sterben beschleunigt. Die brennenden Osterkerzen drücken für mich auch Mitgefühl aus für all die Familien, die um einen Verstorbenen trauern. Aber allem Dunklen zum Trotz werden wir Ostern feiern. Denn Ostern ist das Trotz-Fest. Der Tod behält nicht das letzte Wort. Wir erwarten die Auferstehung der Toten. Wir hoffen auf Gottes neue Welt, in der es kein Leid und kein Schmerz mehr gibt. Und wenn es Tränen gibt, dann sind es Tränen der Freude.
Noch ist es nicht soweit. Aber jedes Ostern erzählen wir neu von unserer Hoffnung und freuen uns neu am Leben.
Bis es Ostern wird, wünsche ich Ihnen, liebe Leser und Leserinnen, Kraft in dieser oft schweren Zeit und Freude an der Erde und der Sonne und an den Kindern, die solche Mandalas legen!
Pfarrerin Christiane Döring
P.S. Inzwischen weiß ich, von wem das Mandala kommt. Schauen Sie mal auf den „Kunterbunten Kinderseiten“ unter „Mandala aus Naturmaterialien legen“…