Im Singen sag ich Sachen, die würd ich sonst nur still beten

Die Tonart der nächsten Zeilen: „Du“.

Und zum Auftakt ein Selbsttest: Wie klingt für Dich ein „Halleluja“? … (Nicht gleich weiterlesen, hör in Dich rein!) … Hast Du es gedacht, gesprochen, gesummt? War eine Melodie in Deinem Kopf? Händels Halleluja vielleicht? Haalleluja! Halleluja! Halleluja! Oder strich Cohens Halleluja durchs innere Gehör? I’ve heard there was a secret chord / that David played, and it pleased the Lord.

Im Singen sag ich Sachen, die würd ich sonst still beten. Wann sonst habe ich Cherubim und Seraphinen im Mund (EG 321,2)? Wann spreche ich laut von meinen engen Grenzen (KAA 083)? Nicht recht zu erklären, diese Herzensbewe­gung, die sich durch die Musik und das Singen Luft verschafft: Ich singe mit, wenn alles singt, / und lasse, was dem Höchsten klingt, / aus meinem Herzen rinnen (EG 503,8).

Musik ist ein Sprachrohr der Seele. Durch Melodien zu äußern, was innerlich bewegt, das ist uns als Menschen in die Wiege gelegt. Für die Theologie, das Reden über Erfahrungen mit Gott, birgt darum die Musik bzw. das Singen ein hohes Potential.

Denn alle Theologie begleitet ein ge­wisses Dilemma. Der berühmte Theologe und Mitverfasser der Barmer Erklärung (EG 907) Karl Barth brachte es so auf den Punkt: „Wir sollen als Theologen von Gott reden. Wir sind aber Menschen und können als solche nicht von Gott reden.“
Da ist guter Rat teuer. Oder: gute Musik!

Das Himmlische, das in uns ist, wahrhaftig zur Sprache bringen zu können, das gestand Barth der Musik zu. Dass die Engel, „wenn sie unter sich sind, Mozart spielen, und dass ihnen dann doch auch der liebe Gott gerne zuhört“, davon war er überzeugt.

Was den überirdisch begabten Musikern Bach und Mozart selbst von einem der kritischsten Theologen zugetraut wurde, – das traue ich auch Dir und mir zu. Ja!

Du kannst zur Sprache bringen – im stillen Gebet, singend oder auf andere Weise –, was Du eigentlich nicht in Sprache fassen kannst: Was Dir heilig ist. Woran Du noch in der Tiefe Deiner Seele glaubst. Wie, wann, wo, durch wen sich für Dich Himmel und Erde berührt haben und Gott für Dich im Leben war und bleibt.

Liebe Leserin, lieber Leser, ich schreibe persönliche Zeilen in „Du“, weil Singen nichts Sachliches ist. Singen ist echt und wahr und persönlich! Jede Logik zu Gott, jede Theologie ist es im besten Falle ebenso.

Im Singen sag ich Sachen, die würd ich sonst still beten. In der Tonart „Du“ und mit ein bisschen Mut biete ich zwei Beispiele an (QR-Code). Was ich zu einer Zeit in gesungene Worte fassen konnte, begleitet mich noch heute in stillen Momenten oder in persönlichen, biblischen Ankerworten (Psalm 121; Johannes 16,22).

Welche Musik, welche Lieder, bringen zum Klingen, was Du sonst still betest?

Ich würde mich freuen, wenn wir den Mut fänden, einander davon zu erzählen!

Gerhard Last
gerhard.last@elkb.de