Ein Gespräch über gemischte Gefühle und Erlebnisse mit Kirche und die Frage, wie sich Mitgliedschaft und Verbundenheit beeinflussen.

Wann und wie spielte Kirche eine Rolle in deinem Leben?

Spät, mit zwölf, bin ich getauft worden. Weil mein Papa als Kind wohl unter großem Zwang in die Kirche gehen musste. Das wollte er seinen Kindern ersparen. So sollten wir selber mal entscheiden wegen Taufe. Aber meine Mutter war als Evangelische in einem katholischen Kindergarten angestellt. Und als es dann hieß: Die Kinder sind noch nicht mal getauft! Da haben sie ihr das Messer auf die Brust gesetzt und gesagt: Sie kann da nicht arbeiten. Dann hat sich die Elternschaft sehr eingesetzt und dann war der Kompromiss: die Kinder müssen getauft werden.

Die Taufe empfand ich dann eigentlich als sehr positiv. Als Kind freute ich mich auf Geschenke. Und es war ein wahnsinnig netter Gottesdienst, muss ich sagen. Ich weiß, meine damalige Religionslehrerin –wir waren schon immer im evangelischen Religionsunterricht – die kam auch und hatte ein ganz tolles Buch für mich. Das hab ich bis heute.

Später, in meiner Konfi-Zeit gab es mal eine Vertretung. Da hat eine Pfarrerin den Gottesdienst gehalten. Dass es eine Frau war, hat mir schon imponiert. Wir hatten einen sehr eingefahrenen Pfarrer. Aber ihr Gottesdienst, das hat einen echt geflasht! Das war wahnsinnig lebendig, praxisnah und einfach moderner.

Nach der Konfi-Zeit bin ich auch so noch ein paar Mal in die Kirche. Aber ich hab für mich festgestellt, dass es mir nichts gegeben hat. Deswegen bin ich auch ausgetreten nach der Ausbildung.

Ist Kirche heute für dich ein Ort, zu dem du dich noch verbunden fühlst innerlich?

Also in Dachau waren da viele schöne Erlebnisse. Das Beste war mal dieser Familiengottesdienst auf der Wiese mit diesen freien Diskussionen und diesen einzelnen Stationen. Das fand ich richtig gut, weil jeder so einen anderen Input, andere Sichtweisen gegeben hat. Das war richtig toll. Und auch die Kerzen, die da alle brannten! Das sind so Erlebnisse, da kommt unheimlich viel rüber! Das spürt man wirklich sofort.

Oder auch die Krippenspiele oder an Erntedank, wenn die Körbchen da vorne stehen. Also das sind so Sachen, da merkt man: Da ist so ein Zusammenhalt da. Das hat mich zuletzt auch sehr berührt, als der große Trauergottesdienst war.

Würdest du sagen: Wer nicht Mitglied ist, ist auch nicht so verbunden mit Kirche?

Also das glaube ich überhaupt nicht! Der Zwang in Deutschland, was zu bezahlen, das find ich fast ein bisschen dreist. Da spende ich lieber direkt. Wenn es so was gäbe, wie aktiv oder passiv Mitglied sein, dann wär ich wahrscheinlich ein passives Mitglied. Ich würd sagen: Mitglied kann man auf jeden Fall sein, ohne was zu zahlen. Weil: Das ist ja was, was ausm Herzen oder aus dem Verstand entsteht, dass du da dabei bist und das ist nicht an was Finanzielles gebunden.

Das Gespräch mit einer der Friedenskirche herzlich verbundenen Person führte Pfarrer Gerhard Last


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