Ich stehe auf der Brücke vom Fuß des Schlossbergs rüber zur Dachauer Bade­welt. Unter mir die Amper. Ich höre das Rauschen des Flusses. Ich sehe das Wasser, hier weiß und bewegt, da dunkel und still, dort verschnörkelt auf der Oberfläche. Ein Kunstwerk. Gestern war da ein Wasservogel. Er tauchte einfach in die Strudel ab. Ein Kunststück.

Es ist immer was los an dieser Stelle beim „Wasserkraftwerk I“. Und wenn nichts los ist, surren doch die Turbinen. Durch alle Töne dringt das Klingen der Vögel. Das ist mir mit das Liebste, das Schönste, hier an diesem Stück Weg, in diesem kleinen, feinen, grünen Lungenflügel inmitten der Stadt.

Ich weiß noch, wie die Fischtreppe gebaut wurde. Längst schon gehört sie zum festen Bild hier an der Amper. Wie die Fische sich hier raufackern – ich kanns mir eigentlich gar nicht vorstellen. Was ist das für ein Ort? Mit allen Wassern gewaschen, dieser Kraftort.

Manchmal steht ein Fischer hier am Fluss oder am Kanal nebenan. Manchmal gibt es Stau auf der Brücke. Eine Zeit lang war ein Erinnerungsort installiert in der Mitte der Brücke. Und wenn ich den Fluss hinunter schau, nicht aufs Kraftwerk, sondern in die andere Richtung, dann fange ich manchmal zu Summen an: Filmmusik und Howard Shore. Mag sein, das liegt an mir und meinem Faible für die Verfilmung von Tolkiens Romanen. Mag sein, es liegt auch an der schönen Amper, die so herrlich ästhetisch dahinfließt.

Immer wieder bleibt mein Blick auch an diesem Wasserlauf an der Seite hängen.
Er kommt aus einem Abflussrohr, ziemlich groß.  Da sprudelt es heraus. Wenn die Sonne richtig steht, erinnert mich diese Stelle an wilde, goldfarbene, torfige Bäche in Schottland. Mit allen Wassern gewaschen, für mich, dieser Ort.

Ich frag mich, wie es ist, dort im Wasserkraftwerk zu arbeiten. Ob das ein besonders schöner Arbeitsplatz ist? Leider konnte ich niemand für ein Interview gewinnen. Die Stadtwerke sind ein freundlicher Betrieb und: schwer beschäftigt. Ist mir irgendwie vertraut. Nun, alles hat seine Zeit. Vielleicht auch ein Interview. Ich will’s berichten, wenn’s so weit sein mag.

Bis dahin verbleibe ich mit lieben Grüßen und einer Einladung zum Spaziergang durch unser schönes Dachau! Gerne an der Amper entlang und sehr gerne an der Friedenskirche vorbei! Bei uns fließt Musik in der offenen Kirche und Licht ergießt sich im Altarraum. Von 10 bis 17 Uhr ist die Kirche jeden Tag für Sie geöffnet. Vielleicht treffen wir mal aufeinander. Und vielleicht, ja sehr wahrscheinlich sind Sie in bestimmter Weise ein Wasser-Kraft-Werks-Ort-Mensch. Ich freue mich darauf, Sie zu treffen und von Ihnen zu hören, was es bedeuten kann, mit allen Wassern gewaschen zu sein.

Pfarrer Gerhard Last