Liebe Leserinnen und Leser,
Sie haben es gleich bemerkt: Wie die vorherige Ausgabe, so trägt auch diese ein angedeutetes Sprichwort als Titel: „Mit allen Wassern …“. Alle Achtung, Sie sind einfach mit allen Wassern gewaschen!

Wie? Sie halten das für übertrieben? Sie können sich gar nicht an den Titel der letzten Ausgabe erinnern? – Ich sage: Egal. Und wenn Sie nun denken, ich sei von allen guten Geistern verlassen, dann sind Sie nicht nur am vorherigen Titel dran, sondern auch ganz nah an einer tiefgründigen und tiefgreifenden Wahrheit.

Sie sind getauft. Damit sind Sie mit allen Wassern gewaschen. Existentieller als im Zusammenhang mit der Taufe lässt sich das Sprichwort nicht verwenden.

Wer in der Taufe gefeiert und mit Wasser gesegnet wird, steht nicht aufgrund sensationeller Fähigkeiten im Fokus. Um getauft zu werden, braucht es keine besondere Kenntnis oder Fähigkeit. Niemand muss mit allen Wassern gewaschen sein, um rituell mit Wasser und symbolisch mit dem Heiligen Geist gewaschen zu werden.

Umgekehrt ist es kein Hindernis, wenn jemand ein Ausnahmetalent oder in bestimmter Weise einfach „a Bazi is“, wie wir Bayern charmant zu sagen pflegen.

Wie nun? Alles egal also? – Ja und Nein. Es leuchtet leichter ein mit dieser schönen Metapher: Mit allen Wassern gewaschen.

Wir feiern die Taufe nicht, weil sich jemand als besonders erwiesen hat, sondern weil jemand besonders ist. Und das gilt für eine jede und einen jeden:

Du bist besonders! Einzigartig und genial! Es ist besonders, alles andere als selbstverständlich, dass es Sie gibt! Dass Sie sind: Was für ein Himmelsglück!

Mit allen Wassern gewaschen sind offenbar die guten Mächte, aus denen Sie und Du, Ihr und wir sind. Weil wir aus Gottes guten Mächten sind, sind auch wir: mit allen Wassern gewaschen.

Wenn wir die Heilige Taufe feiern, dann nicht, damit ein Menschenkind zu einem Gotteskind wird. Wir feiern die Heilige Taufe, weil wir ernsthaft glauben, dass dieses Menschenkind ein Gotteskind ist! Diese Erkenntnis lese ich in den 500 Jahre alten Worten Martin Luthers. Ich weiß dabei bestens zu unterscheiden zwischen dem historischen Feuer seiner Gedanken und dem, das sie in mir entfachen. Nun schreibe ich hier und kann nicht anders: Wir sind mit allen Wassern gewaschen! Sie und ich und wir alle. Denn das glaube ich fest: Wir sind alle Gottes geliebte Kinder!

Aus, mit und in dieser Erkenntnis feiern wir die Taufe als ein Fest, das heilig wirkt. Weil das Wasser bejaht, was wir tief in uns gefunden und erkannt haben: Dass dieses (Tauf-)Kind ein Geschenk des Himmels ist. Ganz unabhängig vom Alter. So gilt mit dem Symbol des Tauf-Wassers allen alles. Nichts kann uns davon trennen (Römer 8,38f). 

 

Liebe Leserinnen und Leser! Es ist quasi Einiges „aus der Taufe zu heben“ in den kommenden Monaten! Lesen Sie davon in dieser Ausgabe. Und feiern Sie mit uns: Tauffeste und andere Feste mehr!

Ihr Pfarrer Gerhard Last