Das Telefon reißt mich aus dem Schlaf,
die Rettungsleitstelle möchte, dass ich zu einem Campingplatz fahre. Dort konnte der Notarzt nur noch den Tod eines Wohnmobilbesitzers feststellen. Die Ehefrau soll begleitet werden, sie ist ganz allein. Es ist kurz vor drei Uhr als ich dort ankomme. Der Rettungsdienst und die Ehefrau stehen vor dem Wohnmobil. Nach ein paar Informationen durch einen Sanitäter, sagt dieser
„Du bleibst ja jetzt da, wir müssen weiter“.
Natürlich bleibe ich bei der Ehefrau. Sie erlebt gerade einen Albtraum, ist weit weg von zuhause und ganz allein. In meiner Zeit als Feuerwehrmann habe ich das vor 30 Jahren oft erlebt. Seitdem engagiere ich mich in der Notfallseelsorge.
Ich übernehme einmal pro Woche eine Nachtschicht für die Notfallseelsorge im Landkreis Dachau. So kann ich mein ehrenamtliches Engagement mit meiner Arbeit gut vereinbaren. Es gibt natürlich auch Schichten am Tag und die ganze Woche teilen wir uns mit dem Kriseninterventionsteam (KIT) des Roten Kreuz die Einsatzbereitschaft. Rund um die Uhr bekommen Menschen im Landkreis Dachau so seelischen und psychischen Beistand in außergewöhnlichen Lebenssituationen, wenn sie es wünschen.
Seit vielen Jahren ist man sich bewusst, dass ein Unglücksfall nicht nur körperliche sondern auch schwere seelische Verletzungen bei direkt oder indirekt Betroffenen hinterlassen kann. Dies zu verhindern ist die Aufgabe von Notfallseelsorge und KIT. Ich erlebe immer wieder, wie wichtig es ist, dass Menschen
in diesem emotionalen Chaos dass sie erleben nicht allein sind. Wichtig ist festzustellen was die Betroffenen gerade brauchen, wie möglichst schnelle, unkomplizierte Lösungen gefunden werden und sie dabei zu unterstützen nicht in Hilf- und Hoffnungslosigkeit zu versinken.
Menschen in ihrer größten Not beizustehen ist für mich eine der Grundsäulen auf denen unsere Kirche gebaut ist.
Im Landkreis Dachau engagieren sich in der Notfallseelsorge neben hauptberuflichen Seelsorger*innen auch ehrenamtliche Mitarbeitenden, die eine intensive Ausbildung bekommen. Die ersten Praxiserfahrungen sammelt man dann durch die Begleitung erfahrener Einsatzkräfte. Gemeinsam wird dann entschieden wann eigenverantwortlich ein Bereitschaftsdienst übernommen werden kann.
Interessenten sind immer willkommen und können sich bei der Leiterin der ökumenische Notfallseelsorge, Irmgard Haas (irmgard-haas@t-online.de) melden.
Frank Schleicher, Diakon