Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Psalm 23, der gute Hirte
1 Ein Psalm Davids. Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser….
4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. …
6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.
Gedanken zu Vers 6:
Liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe Mitchristen,
noch immer sind wir weitgehend auf unsere Wohnungen oder unser Haus beschränkt. Ein Spaziergang oder zum Einkaufen, das sind im Moment unsere Wege, wenn wir nicht- trotz Corona – arbeiten müssen.
Vielleicht war es zu Beginn angenehm, Zeit zuhause zu haben. Vielleicht wird es jetzt aber auch lästig, einen großen Teil des Tages auf dieselben Räume beschränkt zu sein. Eng kann es dabei werden – gleich wie viel Raum wir zur Verfügung haben.
Einige Gedanken dazu möchten unseren Blick wieder weiten.

Ein Haus, das ist auch ein Bild für unser Leben. Der Schriftsteller Erich Kästner hat einmal in einem Brief geschrieben, dass wir in unserem Leben, wie in einem Haus treppauf und treppab gehen sollten.
Vielleicht ist die Beschränkung auf unser Haus oder unsere Wohnung jetzt tatsächlich die Gelegenheit, in unserem Lebenshaus einmal herum zu gehen.


Da sind z.B. die Räume, die zu unserer Kindheit gehören. In meiner Kindheit, in den 50iger Jahren, da gab es keine Zentralheizung. Wir hatten Kohleöfen in allen Zimmern. Bei meiner Großmutter gab es sogar noch die schönen alten Kachelöfen, die am Morgen angeheizt wurden und das kalte Zimmer nach und nach mit dem Duft nach Holz und einer sehr angenehmen Wärme erfüllten. Ich erinnere mich gerne an diese Räume, die für mich ein Bild für Geborgenheit sind.
Sicher sind die Räume unserer Kindheit unterschiedlich gestaltet. Wahrscheinlich sind nicht alle Räume hell und freundlich gewesen. Wir haben sie auch nicht selbst eingerichtet, sondern wir haben in dem gelebt, was unsere Eltern, Großeltern, unsere Familien, unsere Freunde und Lehrer uns vorgegeben haben. Aber die Räume unserer Kindheit haben uns geprägt. Viel von dem, was wir heute sind, hat seine Wurzeln in diesen Räumen.
Ich kann mir vorstellen, dass Sie auch viele Erinnerungen daran haben, wie anders es doch in den Wohnungen oder Häusern der Kindheit war. Viele Menschen haben diese Häuser mit ihrer Gegenwart und Liebe erfüllt und hoffentlich Geborgenheit geschenkt.
Vieles hat sich seit dieser Zeit geändert.
Dann die Häuser und Wohnungen des Erwachsenen-Lebens. Nun haben wir begonnen, unsere Räume selbst zu gestalten. Das Leben für uns so einzurichten, wie wir es uns vorgestellt haben. Und auch diese Räume haben sich mit Menschen gefüllt, die für uns wichtig sind oder waren.
Manche Räume oder Wohnungen sind vielleicht schnell wieder zu eng geworden wenn die Familie gewachsen ist. Manche Häuser und Wohnungen haben Sie vielleicht auch nur kurz bewohnt, sind schnell wieder woanders hingezogen. An einen anderen Ort eine andere Stadt, wenn der Beruf es erfordert hat.
Manche Wohnungen und Häuser sind vielleicht auch wieder zu groß geworden, wenn die Kinder aus dem Haus sind und ihr eigenes Leben haben.
Ja, viele Wohnungen haben Sie möglicherweise schon bewohnt. Alle haben ihre Besonderheiten gehabt und waren von vielem erfüllt.
Häuser oder Wohnungen schenken uns Schutz und Geborgenheit, wenn wir die Türen hinter uns schließen. Normalerweise können und sollen wir die Türen aber auch nach außen öffnen und Menschen zu uns einladen: Familie und Freunde.
In Corona-Zeiten geht das nicht. Das macht es so schwer, auf unseren Wohnraum und auf uns selbst beschränkt zu sein. Denn das ist etwas, das viele von uns nicht gewöhnt sind. Wir leben von dem ständigen Austausch zwischen Innen und Außen. Vom Kommen und Gehen. Von Rückzug und Zuwendung. Das vermissen viele nun.
Aber vielleicht ist es tatsächlich in diesen Tagen und Wochen gut, zurück zu schauen und die Wohnungen unseres Lebens durchstreifen. Jede gehört zu einem bestimmten Abschnitt unseres Lebens. Sie gehört zu den Erfahrungen und Erlebnissen, die diesen Abschnitt geprägt haben. Vielleicht entsteht daraus Kummer und Schmerz, vielleicht auch Freude und Dankbarkeit. Beides gehört zu unserem Leben und beides, so seltsam sich das anhört und so schwer das vielleicht ist, bereichert unser Leben.
Jetzt sind wir in Gedanken durch unsere Lebenshäuser gegangen und haben uns an so manche Räume erinnert.
Der Psalmbeter des 23. Psalms lädt uns nun ein, unser Lebenshaus in einem größeren Rahmen zu sehen:
6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.
Damit meint er, dass die Häuser und Wohnungen, die Räume und Zimmer unseres Lebens umgeben sind von einem größeren Haus, dem Haus Gottes.

Das Haus Gottes umgibt alle Räume in denen wir leben: mit Schutz und Geborgenheit. Und es sagt uns: egal, womit Eure Zimmer im Moment gefüllt sind, ob sie zu eng werden oder vielleicht mit Sorgen erfüllt sind: Ich gebe Euch Heimat, denn ich umgebe Euch ganz und hülle euch ein mit meiner Liebe.
Gebet:
Guter Gott, wir bitten dich, dass du bei uns bist, wenn Sorgen und Ängste uns bedrängen.
Wir bitten dich, dass du in unsere Unruhe kommst mit deinem Frieden.
Behüte die Menschen, zu denen unsere Gedanken so oft gehen, weil wir sie lieben und weil sie ein Teil von uns sind.
Lass uns Mut schöpfen aus der Gewissheit, dass wir niemals aus deiner Hand fallen können und dass du uns mit deiner Liebe umgibst. Amen.
Vaterunser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.
Segen:
Der Herr segne euch und behüte euch. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch + Frieden.